Wie alles begann…

Die Entstehung der ersten Sunthauser Narrenzunft kann nicht als die Geburtsstunde der Sunthauser Fasnet bezeichnet werden. Seit eh und je fand auch in Sunthausen alljährlich während der fünften Jahreszeit buntes Narrentreiben statt. Allerdings bestand ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu anderen Dörfern auf der Baar. Sunthausen verfügte weder über eine richtige Narrenzunft noch über eine ortsbezogene Fasnetsfigur. Diesem Mangel ein Ende zu bereiten machten sich neun junge Frauen und Männer zur Aufgabe. Initiator und treibende Kraft war dabei vor allem Dieter Merz aus Sunthausen. Mit dem Ziel, eine Narrenfigur mit einem Bezug zur Umgebung zu verwirklichen, gründeten sie am 1. Oktober 1982, nach Rücksprache mit der Führungsspitze der Narrenzunft Bad Dürrheim, die „Kötach-Buure“. Mit der Hilfe Jürgen Hohls aus Weingarten und dem kulturellen Beistand der Vereinigung der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte entstand schließlich ein Weißnarr in abgeänderter Form, bei dem sich der dörfliche Charakter und die Kleidung der Altvorderen des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Der „Kötach-Buur“ verkörpert den typischen Baaremer Bauern: Das Häs ist aus grobem bräunlichen Leinen gefertigt und weist landschaftsbezogene, in Pastelltönen gehaltene Motive aus. Die Jacke zeigt Kartoffeln und Kartoffelkraut mit Blüte, auf der Baar als „Herdepfel“ und „Schlüte“ bekannt. Auf den beiden Ärmeln befindet sich ein Weidenkorb, die Rückenpartie bedeckt die alte Sunthauser Mühle.

Die Hose zieren ebenfalls Kartoffeln, hinzu kommt ein Schweinchen als Symbol für die weitverbreitete Schweinezucht auf der als „Suländle“ bekannten Ostbaar. Der „Kötach-Buur“ trägt eine aus Lindenholz geschnitzte Maske mit einem freundlichen, verschmitzten und offenen Bauerngesicht. Als Kopfbedeckung dient ihm das Schnurkäpple, ein Trachtenstück, das die Baaremer Bauern früher an Sonnund Feiertagen zum Besuch im Wirtshaus trugen. Es wird von einem Fuchsschwanz geschmückt, dem Symbol für die Freiheit und Schläue der Narren. Vervollständigt wird das Häs durch handgestrickte Socken und handgeflochtene Strohschuhe. Als auffallendes Detail kommt noch das obligatorische rot-weiß getupfte Schnupftuch dazu. Das Gschell des „Kötach-Buur“ ist aus Holz gearbeitet. Dazu trägt er die „Haue“ mit sich herum, eine kurzstielige Holzhacke. „Links und rechts en Weidekorb und hine druf e Mühlehus Fuchsschwanz, Sacktuech, brune Huet, jetzt sag au mol, wer sieht so us? Sieli und Herdepfelhacke, schelle duets bis tief i´d Naacht, jo, ihr Liet, es isch so wiet: de Kötach Buur durch d´Fasnet zieht.“ (Refrain des Narrenliedes der „Kötach-Buure“) 1991 erhielt der „Kötach-Buur“ Unterstützung, indem zwei „Knechte“ als neue Fasnetsfigur in die Narrenzunft aufgenommen und ihm zur Seite gestellt wurden. Außerdem wurde die neue Zunftfahne vorgestellt. Weitere fünf Jahre mußte der „Buur“ noch warten, bis seine Einsamkeit ein Ende fand und er endlich eine Frau bekam. Als weitere Narrenfigur wurde 1996 das „Sunthauser Buurewieb“ in die Zunft aufgenommen. Dabei mußten zuerst einige Probleme überwunden werden. Nach der Betrachtung verschiedener regionsbezogener Trachten als Anregung für die Häsgestaltung, kam die Zunft zu dem Schluß, daß die damalige Bekleidung der Frauen nicht zum „Kötach-Buur“ paßte. Nach Einholung einiger Ratschläge Jürgen Hohls, des „Vaters“ des „Kötach- Buur“, wurde schließlich doch eine geeignete Lösung gefunden: Das „Wieb“ ist ein dem „Kötach-Buur“ angelehnter Weißnarr. Es trägt einen langen weinroten Rock sowie einen weißen Unterrock und eine gelbe Schürze mit den typischen Applikationen von Kartoffelkraut, Schweinen und Kartoffeln, dazu eine grüne Bluse mit gelben Manschetten. Der traditionelle Sonnenschutz, den die Bäuerinnen im Sommer auf dem Feld trugen, bildet die Kopfbedeckung des „Buurewiebs“. Sie besteht aus einer weinroten, mit schmalen gelben Streifen abgesetzten Maskenhaube. Darüber kommt ein blaues Kopftuch mit eingenähtem Schatten. Darauf ist ein Tragekissen aufgenäht. Strohschuhe und selbst gestrickte gelb-grün-beige geringelte Strümpfe vervollständigen die Kleidung der Bäuerin. Als zusätzliche Accessoires besitzt sie einen geflochtenen Weidenkorb und einen Schirm. Das Gesicht der geschnitzten Lindenholzmaske weist ähnliche verschmitzt lächelnde Gesichtszüge auf wie der „Buur“ selbst.